Wieviel Nähe verträgt Deine Beziehung? Hast Du den Eindruck, dass Dein Partner bei zu viel Nähe „mauert“ und „dicht macht“? Oder sofort einen Grund findet, die Beziehung gleich wieder in Frage zu stellen?
Beziehungen mit einem Partner, der unter Bindungsangst leidet, sind von einem häufigen Wechsel von Heiß-Kalt-Phasen gekennzeichnet.
In den „heißen“ Phasen kommt es meistens für Stunden oder Tage, maximal Wochen zu inniger Vertrautheit, Nähe und Intimität. Darauf folgt dann mit großer Regelmäßigkeit eine kalte Phase der Distanzierung. Der Partner flüchtet sich in die Unverbindlichkeit, zieht sich zurück oder bricht einen Streit vom Zaun, mit dem Ziel, den Abstand zu Dir wieder zu vergrößern.
Manchmal pendelt eine Beziehung, in der Bindungsangst ein Thema ist, nicht zwischen heißer Phase und kalter Phase, sondern es gibt auch Beziehungen, in denen es diese warmen Phasen gar nicht oder nur in minimalen Ansätzen gibt. Der Partner zeigt keine oder nur sehr wenig Nähe und emotionale Wärme und lässt das Gegenüber immer im Ungewissen. Das kann über Wochen, Monate oder sogar Jahre so gehen.
Dieses Phänomen ist unter Paartherapeuten als Bindungsangst bekannt.Bis zu 25 Prozent aller Beziehungen leiden darunter, dass mindestens ein Partner unter Bindungsangst leidet. Wobei es sich lohnt, sich beide Partner einmal näher anzuschauen. Kaum jemand gerät völlig zufällig an einen bindungsängstlichen Partner. Und wenn Dein Partner unter Bindungsangst leidet, hat dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch etwas mit Dir selbst zu tun.
Der bindungsängstliche Partner hat nämlich möglicherweise in Dir ein passendes Gegenstück gefunden. Theresa König und Ole Andersen beschreiben in ihrem neuen Ratgeber „Bindungsangst verstehen und überwinden“, wie eine Partnerschaft in den Modus der Bindungsangst kippen kann und warum beide Partner einen erheblichen Anteil daran haben.
Unerkannte Bindungsangst führt häufig dazu, dass Bedürfnisse nach Wärme und Nähe (die bei beiden Partnern vorhanden sind) nicht erfüllt werden. Beziehungen, in denen Bindungsangst akut wird, werden sehr häufig vom bindungsängstlichen Partner beendet.
Grund für die Trennung ist dann entweder ein erlebtes Zuviel an Nähe. Oder aber ironischerweise auch ein Zuwenig an emotionaler Wärme. Der bindungsängstliche Partner lässt keine Nähe zu, erlebt die Beziehung darum als unzureichend („irgendetwas feht“) und beendet sie dann. Über kurz oder lang wiederholt sich dieses Muster dann häufig mit einem neuen Partner.
Ursachen der Bindungsangst liegen meistens in der frühen Kindheitheit
Die Wurzeln für Bindungsangst liegen in aller Regel in der frühen Kindheit. Denn Bindungsfähigkeit wird erlernt in der frühen Mutter-Kind-Beziehung. Der englische Psychoanalytiker Donald Winnicott spricht von einer „hinreichend guten Mutter“, die es dem Baby ermöglicht, sich sicher und beschützt zu fühlen.
Problematisch für das Erlernen einer gesunden Bindungsfähigkeit ist es, wenn die Mutter entweder zu wenig oder nicht auf die richtige Weise auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht. Oder aber, wenn sie im Gegenteil das Kind überfürsorglich überschüttet mit Nähe und Aufmerksamkeit und somit auch das eigene Autonomiestreben und Selbstwertgefühl untergräbt.
Solange dieser Konflikt nicht erkannt und überwunden wird, kann er sehr viel Macht über das Beziehungsleben haben und auch noch den erwachsenen Menschen davon abhalten, gesunde und stabile glückliche Liebesbeziehungen zu führen.
Auswege aus der Bindungsangst finden
Die gute Nachricht ist: Es gibt einen Ausweg aus der Beziehungsfalle Bindungsangst. Jeder Mensch hat die Aufgabe und die Fähigkeit, an seiner Beziehungsfähigkeit zu arbeiten und diese zu verbessern. Sehr häufig werden Menschen mit Bindungsangst im Laufe des Erwachsenenlebens vertrauensvoller und beziehungsfähiger. Eine wichtige Grundlage besteht darin, die Bindungsangst als solche zu erkennen und ganz bewusst wieder „mehr Vertrauen“ zu wagen.
Sehr häufig ist es möglich, mit dem Partner wieder liebevolle Momente zu erleben, wenn dieser Mechanismus der Bindungsangst erkannt und von mindestens einem der beiden Partner durchbrochen wird. Gleichzeitig ist es wichtig, eine Beziehung mit ein paar einfachen Regeln so zu gestalten, dass es gar nicht mehr zu heftigen Distanzierungen kommen muss. Somit ist es möglich, Schritt für Schritt immer mehr bindungsängstliche Muster über Bord zu werfen und durch reiferes Beziehungserleben zu ersetzen.
Theresa König und Ole Andersen haben einen umfassenden Ratgeber verfasst, der sich sowohl an Menschen mit Beziehungsangst richtet als auch an deren Partner. Es handelt sich um eine Anleitung zu einem behutsameren Umgang mit sich selbst und dem Partner, um bindungsängstliche Anteile zu „erlösen“ und sich nach und nach von ihnen zu befreien.
Der Lohn ist eine Beziehung, in der beide Partner frei von Bindungsangst eine tiefere Qualität von Beziehungen erleben können.
Wenn Du das Gefühl hast, Du oder Dein Partner leiden möglicherweise unter Bindungsangst, dann kannst Du Dir den Ratgeber hier näher anschauen: zum Ratgeber Bindungsangst (Beraterteam: Ole Andersen/ Theresa König).
Ela meint
Hallo,
ich stecke auch in so einer komischen Geschichte. Das Buch habe ich mir auch durchgelesen und verschlungen. Genauso wie die Masken der Niedertracht.
Kann doch nicht immer nur nachgeben oder mir drohen lassen( die haben etwas nachgelassen) wenn ich nicht das mache was er sagt das ich ihn dann verlieren würde.
Hatte es aus diesem Grund ja beendet.
Das ganze liegt in der Art der Kommunikation, ganz unbeteiligt bin ich nicht mache äußerungen die beim Gegenüber eventuell kalt ankommen. Ich bin aber nicht kalt.
Ich will einem Mann auch nicht alles Recht machen damit er zufrieden ist ich soll gehorchen hallo? Ich muss niemanden gehorchen bin doch kein kleines Kind bin eine erwachsene Frau mit zwei Kindern, die ich auch noch ganz alleine groß ziehe. Soll ich jetzt alleine bleiben bis sie aus dem Haus sind? Dann bin ich 52 vielleicht sogar schon 55 Jahre alt.
Er sieht mich als sein Eigentum