Teil 3: Online-Dating für Fortgeschrittene
Im dritten und vorerst letzten Teil unserer Serie widmen wir uns den eher fortgeschrittenen Aspekten des Online-Datings (Bild: Alexandra-H by Pixelio).
Diese fortgeschrittenen Techniken und Tipps sind erst dann sinnvoll, wenn Du Deine Hausaufgaben gemacht und die Basics umgesetzt hast.
Also lies Dir – soweit noch nicht geschehen – die ersten beiden Teile durch und setze um, was dort steht. Hier sind nochmal die Links:
Warum überhaupt ‘fortgeschrittene Techniken’?
Wenn Du Dich eine Weile mit Online-Dating beschäftigst, wirst Du sehen, dass es sehr zeitaufwändig sein kenn. Ein Teil der folgenden Tipps dreht sich also darum, wie man diesen Zeitaufwand minimiert bzw. die relative Erfolgsquote maximiert.
Außerdem kannst Du Dich in der Online-Dating-Welt verlieren – suchtähnliches Verhalten, Betrugsversuche und ein mit der Zeit höchstwahrscheinlich zunehmender Verdruss über viele – nennen wir sie mal ‘Menschen, die nicht ganz auf Deiner Welle liegen’ – kann Dir das Online-Dating langfristig verleiden und dafür sorgen, dass Du diese an sich sehr gute Möglichkeit, einen Partner zu finden entnervt aufgibst. Ein weiterer Teil der folgenden Tipps für Fortgeschrittene dreht sich also darum, wie man dies alles vermeiden kann.
Behalte Deine Effektivität im Auge
In früheren Zeiten – lange vor Online-Dating – sprach man von ‘Liebeswerben’ und auch wenn ‘Dating’ cooler klingt, es ist immer noch ein Werben, letztendlich Marketing in eigener Sache. Es gibt einen Markt, man kann das Produkt (also sich selbst) besser oder schlechter darstellen und letztendlich bezahlt man in irgendeiner Weise einen Preis – in erster Linie in Form von Zeit, die man aufwenden muss.
Und wie die Marktteilnehmer in normalen Märkten kann man auch das Dating mal ganz profan durch diese Brille betrachten: Es geht darum, mit gegebenen Mitteln (in erster Linie Zeit) ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Also im ersten Schritt möglichst viele Dates mit möglichst genau passenden potenziellen Partnern zu haben.
Um dies zu erreichen kannst Du ein paar Kniffe anwenden:
Nutze individualisiertes Copy&Paste
Die allgemein verpönten Copy&Paste-Texte sind effektiver als ihr Ruf. Wenn man sie richtg einsetzt. Lege Dir eine Worddatei oder Notiz an (ich nutze dafür evernote), in der Du Nachrichtentexte sammelst und stricke Dir mit der Zeit ein paar gute Standards daraus.
Beispiel:
Erstnachricht für spürbar jüngere Frauen / Männer
Erstnachricht für Leute, die zwar ein nettes Foto zeigen, aber wenig / keine sonstige Informationen im Profil haben
etc.
Mit der Zeit bekommst Du so eine Sammlung von Mustertexten für die unterschiedlichsten Profile. Diese Textbausteine ergänzt Du nun fallweise um 1-2 Anhalts- oder Stichpunkte, die sich aus dem Profil ergeben. Dadurch bekommen sie ohne allzu großen Aufwand einen persönlichen und individuellen Touch.
Beispiel:
Hallo Mel, ich hab Dich in meinen Matching-Vorschlägen gefunden und was ich gesehen habe, hat mir gefallen (vor allem Dein Hang zum Sarkasmus …). Auch wenn ich nicht sooo viel darauf gebe, aber 87% Match sind nicht schlecht und ein guter Anfang finde ich. Was machst Du so wenn Du nicht datest? 😉 Mike
Notiere Dir, welche Texte die besten Erfolgsquoten bringen und sortiere alles andere aus.
Erfasse die interessanteren Deiner Online-Dating-Kontakte
Wenn Du eine gewisse Zeit im Online-Dating unterwegs bist, wird die Zahl der Kontakte irgendwann unübersichtlich. Du vergisst Leute, die Du Dir für später merken wolltest oder Du vergisst, was Du mit ihnen geschrieben hattest, welche Besonderheiten, Vorlieben, Eckdaten sie haben etc.
Aus diesem Grund ist es gut, sich zumindest zu den interessanteren Kontakten Notizen zu machen und die wichtigsten Eckwerte, sowie Stichpunkte zur bisherigen Kommunikation festzuhalten. Konzentriere Dich dabei auf die wirklich interessanten Leute, also solche mit denen Du schon einen gewissen Mailverkehr hattest etc. Das Tool dafür muss nicht gleich eine Datenbank oder Exceltabelle sein (obwohl damit Selektion und Sortierung einfacher werden). Meist genügt wiederum eine Worddatei oder Notiz. Ich nutze auch hierfür wieder Evernote – unter anderem, weil es sich mit meinem Smartphone updatet und weil ich mir Erinnerungen setzen kann. Zum Beispiel um den Kontakt zu manchen Leuten mit einer gewissen Regelmäßigkeit aufrecht zu erhalten.
Was zunächst mal nach Mehraufwand klingt, macht sich langfristig in einer wesentlich höheren Umsetzungsquote bemerkbar.
Wie Du Dein Dating outsourcen kannst
Wenn Du mehr Geld als Zeit hast, kannst Du auch daran denken, Dein Online-Dating outzusourcen. Klingt etwas verrückt, funktioniert aber in der Praxis. Eine komplette Beschreibung würde zwar den Rahmen dieses Posts sprengen, aber im Wesentlichen läuft es darauf hinaus die mühsame Arbeit der Vorselektion und Erstkontaktmails von einem oder mehreren Freelancern erledigen zu lassen. Eine Idee, wie das gehen könnte, gibt Tim Ferriss, der Autor des Bestsellers ‘Die 4 Stunden Woche’ im folgenden Video (leider nur in englisch verfügbar):
Habe rechtzeitig Sex!
Eine der schwierigsten Fragen beim Dating ist die Frage, wann man zusammen ins Bett steigen sollte. Die Antwort darauf ist natürlich höchst individuell und während es eine ganze Reihe an Paaren gibt, die bereits am ersten Abend übereinander herfallen, tun es andere nie. Helfen kann hier die Statistik, denn OKCupid und Match werten ihre Datenschätze regelmäßig aus und haben als Mittelwert “irgendwann zwischen dem 3. und 5. Date” ausgemacht. Wer beim ersten oder zweiten Date gleich miteinander Sex hatte, läuft rein statistisch Gefahr, dass langfristig nichts daraus wird:
– Bei rund zwei Dritteln aller Paare, die beim ersten Date bereits Sex haben, bleibt es auch dabei, knapp ein Viertel trifft sich immerhin ein paar Mal und nur bei mageren 10% entwickelt sich eine längere Beziehung.
– Am anderen Ende stehen Paare, die auch beim 6. Zusammentreffen nicht im Bett landen: Sie werden das voraussichtlich auch später nicht, denn hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich bereits in der Freundschaftszone befinden. Was an sich nichts Schlechtes sein muss, wenn es denn für beide gilt (was allerdings selten der Fall ist).
– Das Peak liegt wie gesagt zwischen dem 3. und 5. Date: Hier haben die meisten (etwas über 75%) zum ersten Mal Sex und dabei entwickeln sich auch die meisten längerdauernden Beziehungen (rund 80%).
Lass Dich nicht übers Ohr hauen
Es gibt wie überall im Internet auch im Online Dating mittlerweile zahlreiche Betrugsversuche. Im Prinzip die digitale Form des Heiratsschwindels.
Die Masche ist immer gleich oder ähnlich:
Nach einigen vielversprechenden Mails wird unter irgendeinem Vorwand nach Geld gefragt. Mal ist der Bruder / die Schwester krank, mal ist der Flug, um sich endlich zu treffen, nicht möglich, weil das Geld fehlt, mal soll ein Geschenk geschickt werden, dessen Zustellung dann aber Kosten verursacht usw. usf. Abgesehen davon, dass man mit ein wenig Aufmerksamkeit die meisten betrügerischen Profile als solche erkennen kann (Faustregel: Wenn etwas zu schön aussieht oder klingt, um wahr zu sein, ist es das eventuell), gibt es ein paar Verhaltensregeln, die einen gegen diese Art von Betrug weitgehend immun machen:
1. sende niemals Geld irgendwohin, egal wie herzzerreißend eine Story auch klingen mag und egal wie sehr Du Dich auch nach Liebe sehnst.
2. gib vor persönlichen Treffen (und auch danach nicht gleich) niemals persönliche Daten, wie Bankverbindungen, Adresse, Arbeitgeber etc. heraus. Die meisten dieser Informationen sind im Dating zumindest am Anfang völlig irrelevant. Das gleiche gilt für alles, was Dich erpressbar machen könnte, wie allzu freizügige Fotos etc.
3. wähle für erste Treffen niemals Deine Wohnung, sondern immer öffentliche und bevölkerte Plätze, wie Cafes, Restaurants etc.
Auch wenn es hart ist: Vergiss alle, die online nach Geld fragen. Egal ob Mann oder Frau – wenn irgendjemand, den Du nicht kennst, online nach Geld fragt, gibt es meist einen einzigen Grund: Betrug. So einfach, so hart.
Das Allerletzte – ein wenig Satire
Wörterbuch / Übersetzungshelfer für Online-Profiltexte
(Hinweis: Einige der folgenden Punkte sind Satire! Welche das sind, musst Du aber selbst herausfinden):
1. Die Wahrheit hinter ‚Sie sucht ihn‘
anspruchsvoll = eine echte 24-Karat-Schlampe
apart = hässlich, aber modebewusst
attraktiv = mittelgroß, dunkelblond, vollschlank
bezaubernd = eingebildet
direkt = kein Funken Benehmen
erfahren = verlebt
familienorientiert = torschluss-panisch
faszinierend = selbstgefällig UND eingebildet
genießerisch = bei Tisch zügellos – im Bett leider nicht
humorvoll = albern
immer fröhlich = wahrscheinlich drogenabhängig
junggebliebene Mittdreißigerin = eitle Mittvierzigerin
klug = besser-wisserisch
kompliziert = hochgradig neurotisch
kultiviert = neureiche Snobistin mit Opern-Abo
Lady = weit über 40
lebhaft = zickig
liebenswert = wenn man unbeholfene Mädchen in Garfield-Sweatshirts mag…
mollig = fett
nach großer Enttäuschung = verhärmt
naturverbunden = fett, oft verbunden mit mangelnder Hygiene und ausgeprägter Körperbehaarung
rassige Rothaarige = iltisartiger Körpergeruch
reif = welk
Rubensfigur = so fett, dass die kritische Masse überschritten ist
schlank = Kleidergröße 42
sensibel = hysterisch, egozentrisch, droht mit Selbstmord, wenn sie ihren Willen nicht bekommt
sinnlich = gierig, hatte keinen Sex seit ihr letzter Mann sie sitzenließ
spirituell = schreibt Gedichte und erwartet, dass man zuhört – bei Vollmond unberechenbar
sportlich = zählt Kalorien
südländischer Typ = unrasierte Achselhöhlen
süße Maus = geldgeile Hobbyhure
unkompliziert = fad bis opportunistisch
Vegetarierin = pilzanfälliger Blaustrumpf
zierlich = A-Körbchen
2. Die Wahrheit hinter ‚Er sucht sie‘
Akademiker = Volkshochschüler mit Diplom
attraktiv = dunkelblond, mittelgroß, vollschlank
charmant = selbstgefälliger Schleimer
direkt = hält nichts von Vorspiel
familienorientiert = klassischer Stubenhocker mit Pascha-Allüren
fröhlich = schwerer Trinker
gebildet = kann lesen und schreiben
gemütlicher Teddybär = fett, hässlich, behaart und Jacutin-Anwender
genussfreudig = Bierbauch und kleiner Schwanz
gepflegt = wenn man darunter ein wöchentliches Wannenvollbad versteht…
Geschäftsmann = Anführer einer Drückerkolonne
groß = 1,75 Meter
guter Charakter = vorbestraft
gutsituiert = Zweizimmer-Eigentumswohnung, Opel, Radio mit Netzanschluss
humorvoll = Lachsack mit Furzkissen
im besten Alter = scheintot
im Herbst des Lebens = schon kalt
junggebliebener Mittvierziger = Frührentner, möglicherweise Kriegsinvalide
kräftig = fett
kultiviert = kann mit Messer und Gabel essen
männlich = ausgeprägte Rückenbehaarung, schwitzt sehr stark
Millionär = Blender mit Magengeschwür
Naturbursche = riecht streng und wurde von seiner Cousine entjungfert
phantasievoll = perverser Wüstling (Pornosammlung)
sensibel = weinerlich
sinnlich = notgeil
sportlich = Samstag ab 18 Uhr nicht abkömmlich
Südländer = klein, haarig, cholerisch
Tagesfreizeit = verheirateter Hausmann
vielseitig interessiert = notorischer Fremdgänger
vorzeigbar = jedenfalls der blinden Großmutter
weitgereist = siehe „Geschäftsmann“
zärtlich = Sexmuffel, vermutlich impotent
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