Um herauszufinden, welche Kriterien bei der Partnerwahl ausschlaggebend sind, haben Wissenschaftler alle Formen und Winkel des menschlichen Gesichts vermessen, die Symmetrie von Tänzern analysiert, Formeln aus den Maßen von Playboybunnies abgeleitet und sowohl männliche wie auch weibliche Testpersonen die Anziehungskraft bewerten lassen, die auf dem Geruch von Achselschweiß basiert.
Trotz alledem und vielen ähnlichen Bemühungen sind die Regeln sexueller Anziehungskraft immer noch nicht klar definiert. Und wie das Ganze sich dann in dauerhafte Liebe verwandelt, ist noch viel rätselhafter.
Immerhin ergibt sich eine engere Auswahlliste für wissenschaftlich belegbare Regeln beim Liebesspiel. Manche sind sehr klar definiert, wie die auffallend femininen Augen von Supermodels oder der muskulöse Oberkörper eines gutaussehenden Mannes. Andere Regeln funktionieren mehr auf unterbewusstem Niveau und motivieren uns aus Gründen der Arterhaltung zum Handeln. Zum guten Schluss hängt dauerhafte Liebe mindestens ebensoviel vom Verhalten ab, wie von biologischen Kriterien. Die ersten Schritte jedoch werden bereits vor der Geburt gemacht.
Symmetrie bedeutet Sex
Vom Zeitpunkt der Empfängnis an entwickelt sich der menschliche Körper durch Zellteilung. Ginge jede Teilung perfekt vonstatten, wäre das Ergebnis ein Baby, dessen rechte und linke Seite einander spiegelbildmäßig entsprächen. Aber in der Natur läuft das anders. Genetische Mutationen und Umwelteinflüsse verzerren die Symmetrie.
Eine ausgewogene körperliche Symmetrie zeigt an, dass das Individuum die genetischen Voraussetzungen hat, Veränderungen zu verkraften, dass es gesund ist und eine gute und fruchtbare Wahl als Paarungspartner darstellt.
So gesehen ist es genetisch durchaus sinnvoll, bei der Partnerwahl Symmetrie als Kriterium zu berücksichtigen, denn wenn ein perfekt symmetrischer Partner zur Fortpflanzung gewählt wird, ist es wahrscheinlicher, dass die Kinder ebenfalls symmetrisch werden und besser imstande sind, mit Störungen fertig zu werden.
In einer Studie wurde das bestätigt: Sowohl Männer als auch Frauen fanden symmetrische Vertreter des andern Geschlechts attraktiver und gesünder als ihre weniger symmetrischen Gegenstücke. Dabei lagen die Unterschiede manchmal lediglich in einem feststellbaren, aber nicht unbedingt auffälligen Bereich.
Die Befragung der Teilnehmer an der Studie ergab auch, dass Männer mit einem höheren Maß von Symmetrie mehr sexuelle Partner haben, als weniger symmetrische Männer.
Die Hüften, diese Hüften …
Bei Frauen scheint zusätzlich zur Symmetrie die Körperform wichtig zu sein. Auch dafür gibt es wissenschaftliche Belege. Laut einer Studie der Universität Texas erscheinen Frauen mit einer im Vergleich zum Hüftumfang wesentlich schlankeren Taille für Männern am begehrenswertesten.
Im Allgemeinen rangiert das ideale Verhältnis von Taille zu Hüfte, das Männer bei Frauen besonders attraktiv finden, zwischen 0,67 und 1,18.
Aber was bedeutet dieses Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang? Es vermittelt die codierte Nachricht, wie geeignet ein Individuum dafür ist, für Nachkommen zu sorgen. Denn an welchen Körperstellen Fett gespeichert wird, bestimmen Sexualhormone: Testosteron bei Männern und Östrogenen bei Frauen. Wenn eine Frau die richtige Menge und Mischung von Östrogenen produziert, wird ihr WHR naturgemäß in die erwünschte Kategorie fallen. Dasselbe trifft auf männliches Testosteron zu.
Menschen mit idealen Hüftproportionen sind ohne Rücksicht auf ihr Körpergewicht weniger anfällig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Zuckerkrankheit, wie Studien gezeigt haben. Frauen in dieser Kategorie können auch leichter schwanger werden. Fast scheint es so, dass Schönheit nicht nur im Auge des Betrachters liegt, sondern Aufschluss über Gesundheit und Fruchtbarkeit gibt.
Den Tatsachen ‘ins Gesicht’ sehen
Auch die Gesichtsstruktur einer Frau gibt Aufschluss über ihre Fruchtbarkeit. Östrogen fördert Knochenwachstum in der untern Gesichtshälfte und dem Kinn einer Frau, wodurch sie relativ klein und kurz erscheinen, und ebenso im Brauenbereich, wodurch die Augen betont werden. Männliche Gesichtszüge sind von Testosteron geprägt, mit größerer unterer Gesichtshälfte und betonten Kiefern und Augenbrauen.
Männer und Frauen mit diesen Eigenschaften werden eher als attraktiv angesehenen, weil ihr Aussehen reproduktive Gesundheit verspricht.
Duftnoten
Weiteren Forschungsergebnissen zufolge erscheinen Frauen Männern an gewissen Zyklustagen attraktiver – sowohl bezüglich des Geruchs, als auch der Erscheinung. Und symmetrische Männer werden von Frauen als ‚besser riechend‘ eingestuft.
Wenn man all die wissenschaftlichen Ergebnisse betrachtet, fragt man sich, in welchem Maße – wenn überhaupt – Anziehung ein bewusster Vorgang ist oder ob sich nicht ein großer Teil der sexuellen Anziehungskraft im Unterbewusstsein abspielt.
Und dabei geht es ja auch nur um sexuelle Anziehungskraft. Wie aber sieht es mit echter Liebe und dauerhaften Beziehungen aus? Diesen Fragen widmen wir uns in einem zweiten Teil: Die Spielregeln dauerhafter Liebe
Was sagst Du zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen, nach denen unsere Liebe eher von Hormonen und Gerüchen abzuhängen scheint, als von bewusster Anziehung? Hinterlasse uns Deine Meinung als Kommentar.
Autor: Ole Andersen
Dipl. Sozialpädagoge mit Schwerpunkten Psychologie und Beratung. Arbeitete von 2001-2009 in einer großen psychosozialen Beratungseinrichtung in Hamburg- Altona, davon 3 Jahre als therapeutischer Leiter des Standortes Bahrenfeld und hat darüber hinaus drei Jahre lang als Paartherapeut (Eheberatung und Paartherapie) gearbeitet. Gründete 2008 das Beraterteam. Sein Motto: “Weisheit und Liebe”
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