Vor etwa einem Jahr hat mir eine gute Freundin erzählt, dass sie seit Monaten keinen Sex mehr mit ihrem Freund hatte. „Ich habe momentan einfach keine Lust“ war ihre lapidare Begründung dafür. Meine Frage, ob denn ihr Freund auch keine Lust habe oder eine Affäre wies sie entrüstet zurück. Selbstverständlich sei ihr Freund trotzdem treu. Da war sie sich damals ganz sicher.
Hier gehts zur kompletten Infografik ‚Seitensprung als Trennungsgrund‘
Heute weiß sie es besser. Als ihr Freund sich schließlich von ihr trennte, hat er ihr auch mitgeteilt warum – kein Sex und eine andere Frau. Und zwar seit Monaten. Selbstverständlich verstand sie die Welt nicht mehr und war von den Männern im Allgemeinen und ihrem Ex im Besonderen mehr als enttäuscht.
Auch ihre Freundinnen waren sich einig. Nur ich wagte zu fragen, ob es denn wirklich so einfach ist – wer fremdgeht ist böse, wer betrogen wird, ist unschuldig und die oder der Gute? Mein „ich kann ihn verstehen“ war jedenfalls in dieser Runde kein Ankommer. Aber ich ließ nicht locker und wollte wissen, was denn eigentlich ein „Seitensprung“ sei? Wo endet die Treue und wo beginnt das Fremdgehen?
Erwartungsgemäß war die darauf folgende Diskussion sehr amüsant, denn es gibt dazu ähnlich viele Ansichten, wie Menschen und Toleranz ist in diesen Fragen eher dünn gesät. Die einen sprechen allen Ernstes von „Fremdküssen“ als Trennungsgrund, andere sehen einen Seitensprung erst dann, wenn dabei kein Kondom zum Einsatz kommt.
Wenn die Untreue nur im Kopf stattfindet
Gedankliche Untreue – also die Tatsache, dass man beim Sex an jemand anderen denkt oder mit anderen intime Gedanken teilt, ohne mit ihnen Sex zu haben, wäre zwar für viele Menschen bereits ein schwerwiegender Vertrauensbruch, aber da sich vieles davon eben nur im Kopf abspielt, bleibt es in der Regel unentdeckt und folgenlos.
Sonderfälle sind hier Onlinebekanntschaften die man oft nicht einmal real trifft und ‚beste Freundinnen‘ oder ‚gute Freunde‘, die oft dann zu Beziehungsgesprächen führen, wenn sie dem jeweils anderen Geschlecht angehören. Der Verdacht, dass da mehr sein könnte, ist latent immer vorhanden.
Wenn es körperlich wird
Kommt es zu sexuellen Handlungen, ist dies zwar eindeutiger, aber auch diese Form der Untreue wird von verschiedenen Menschen völlig unterschiedlich wahrgenommen.
Den Graubereich markieren dabei manche Tanzstile, innige Berührungen und Küsse. Für viele Menschen noch hinnehmbar, für manche bereits Trennungsgrund. Sexuelle Handlungen, bei denen es nicht zum eigentlichen Geschlechtsverkehr kommt, werden von den aktiv daran Beteiligten gerne als Nicht-Fremdgehen etikettiert denn „es ist ja nichts passiert“.
So sehen insbesondere Männer – Bill Clinton lässt grüßen – in einem Blowjob noch lange keinen Seitensprung und Frauen halten es mit ‚Fummeln‘ ähnlich. Das extreme Ende bilden polyamourös lebende Mitmenschen, die oft nur zwei Regeln haben: Kondom und „ich will es wissen“.
‚Schuldfrage‘
Aber kommen wir noch einmal zu meiner Freundin und der Schuldfrage zurück. Gab es denn wirklich gar nichts, was sie anders hätte machen können? Nun, abgesehen von notorisch untreuen Menschen gehen Partner ja in der Regel nicht aus heiterem Himmel fremd, sondern haben oftmals eine monate- oder gar jahrelange Zeit des Sich-quälens hinter sich, bevor sie innerlich zu einem Abenteuer bereit sind.
Und auch von da dauert es oft noch lange Zeit, bis es dann tatsächlich zum Seitensprung kommt. Wäre man oder frau in dieser vor-untreuen Zeit als Partner aufmerksam, könnte man die Warnsignale auch vorher schon erkennen. Um nur mal zwei Beispiele zu nennen:
– Wenn ein Mann aufhört, seine Frau zum Tragen von Reizwäsche zu ermuntern, hat er nicht seinen Geschmack geändert, sondern zumindest teilweise aufgegeben.
– Eine Frau, die ihren langsam in die Breite gehenden Mann nicht mehr zu Sport und weniger Kalorien drängt, schaut sich vielleicht schon in ihrem Fitnesscenter nach jemandem um, der das von sich aus beherzigt.
Fazit:
Mit ein bisschen Selbstbeobachtung lassen sich die Anzeichen eines sich anbahnenden Seitensprunges relativ frühzeitig erkennen. Oft genügt es schon, sich mal in die Rolle des Partners zu versetzen und zu überlegen, was man selbst machen und wie man selbst reagieren würde.
Hier gehts zur kompletten Infografik ‚Seitensprung als Trennungsgrund‘
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